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Frank Patrick N.

(04. 04. 1975)

Frank Patrick N.
Frank Patrick N.
Langstrasse 10
CH-8004 Zürich (ZH)
Schweiz

Tel: +41 (0)44 451 82 66
Mobile: +41 (0)79 306 28 15

www.patrickfrank.ch/site/
www.lawofquality.com

 

Genre: Klassische Musik
Tätigkeiten: Komponierende, Interpretierende, Autoren/Autorinnen
Biographie
* 04. 04. 1975.

Geboren in Rio de Janeiro/Brasilien.
Klavierstudium bei Martin Christ, Musiktheoriestudium bei Andreas Nick und Kompositionsstudium bei Thomas Müller und Isabel Mundry. Studium der Kulturwissenschaften, Philosophie und Soziologie an der Universität Luzern.
2002 Gründer und künstlerischer Leiter der Projektreihe traute, dessen erstes Projekt SEIN/NICHTS in Zürich und Baar aufgeführt und von den WorldNewMusic Days04' zur Realisation ausgewählt wurde. Im Mai 06' wurde die Konzert-Installation Limina in CO-Produktion mit der IGNM Basel in Basel realisiert. Das Projekt Limina kam im März 07' im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, Dresden, zur erfolgreichen Uraufführung. Erste Buchveröffentlichung zum Projekt Limina/'Indifferenz in Kunst und Kultur' als Herausgeber und Co-Autor (mit Peter Gross, Soziologe, Harry Lehmann, Philosoph, Isabel Mundry, Komponistin, u.a.)
2005, Preisträger des Werkjahres der Christoph-Delz Stiftung, Basel.
2006, Förderung des Projektes Limina durch die Bundeskulturstiftung/D.
2007, Preisträger des Werkjahres für Komposition der Stadt Zürich.
2010, Preisträger des Kunstpreises Zollikon.
2012, BEST OF 2012, Innovationspreis-IT, Kategorie Web 2.0 & Social (mit KluuU).
2011 Co-Gründer der Webplattform www.kluuu.com und der kuurz & lumpur AG, Zürich. Seit März 2011 Strategieentwicklung, Planung und Realisierung der Plattform, jetzt online.
Arbeitet als freischaffender Komponist und Projektentwerfer in Zürich. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theorie der Hochschule der Künste Zürich.


Werkliste

In memoriam (1999)

Besetzung: für Klavier, Violine und live-electronics

Dauer: 7' 00"
Manuskript
RZ-gamma-I (2000)

Besetzung: für Klarinette, Horn (+präpariertes Horn), Cello, Percussion

Die Werkreihe RZ-gamma I-III (2000-2002) befasst sich mit der speziellen Relativitätstheorie. Während RZ-gamma I + II den gamma-Faktor der speziellen Relativitätstheorie in zeitliche (metrische und rhythmische) Verhältnisse zu transformieren versucht, gilt die Tranformation des gamma-Faktors in RZ-gamma-III den Tonhöhen.
Daraus entstand die gamma-Stimmung, welche den gamma-Faktor logarithmisch auf eine Oktave übersetzt. Es ist eine Stimmung, die aus 19 Tönen besteht und exponentiell aufgebaut ist. Da die exponentielle Kurve sehr steil ist, ergab die Übersetzung, die auf dem Ton a' = 440 beginnt, bereits auf der Quinte e' ein 'Loch' bis zur nächsten Oktave a'' = 880. Aus musikalischen Gründen spiegelte ich daher die Stimmung von a'' = 880 abwärts.
In späteren Werken taucht die gamma-Stimmung immer wieder auf; jedoch nicht mehr aufgrund der ursprünglichen Intention, sondern schlicht, weil sie – besonders in Kombination mit der temperierten Stimmung – interessante kompositorische Möglichkeiten eröffnet.

Dauer: 5' 00"
Manuskript
RZ-gamma-II (2001)

Besetzung: für Saxophonquartett

Die Werkreihe RZ-gamma I-III (2000-2002) befasst sich mit der speziellen Relativitätstheorie. Während RZ-gamma I + II den gamma-Faktor der speziellen Relativitätstheorie in zeitliche (metrische und rhythmische) Verhältnisse zu transformieren versucht, gilt die Tranformation des gamma-Faktors in RZ-gamma-III den Tonhöhen.
Daraus entstand die gamma-Stimmung, welche den gamma-Faktor logarithmisch auf eine Oktave übersetzt. Es ist eine Stimmung, die aus 19 Tönen besteht und exponentiell aufgebaut ist. Da die exponentielle Kurve sehr steil ist, ergab die Übersetzung, die auf dem Ton a' = 440 beginnt, bereits auf der Quinte e' ein 'Loch' bis zur nächsten Oktave a'' = 880. Aus musikalischen Gründen spiegelte ich daher die Stimmung von a'' = 880 abwärts.
In späteren Werken taucht die gamma-Stimmung immer wieder auf; jedoch nicht mehr aufgrund der ursprünglichen Intention, sondern schlicht, weil sie – besonders in Kombination mit der temperierten Stimmung – interessante kompositorische Möglichkeiten eröffnet.

Dauer: 11' 00"
Manuskript
RZ-gamma-III (2002)

Besetzung: für Klavier, gamma-Synthesizer und live-electronics

Die Werkreihe "RZ-gamma I-III" (2000-2002) befasst sich mit der speziellen Relativitätstheorie. Während "RZ-gamma I + II" den gamma-Faktor der speziellen Relativitätstheorie in zeitliche (metrische und rhythmische) Verhältnisse zu transformieren versucht, gilt die Tranformation des gamma-Faktors in "RZ-gamma-III" den Tonhöhen.
Daraus entstand die gamma-Stimmung, welche den gamma-Faktor logarithmisch auf eine Oktave übersetzt. Es ist eine Stimmung, die aus 19 Tönen besteht und exponentiell aufgebaut ist. Da die exponentielle Kurve sehr steil ist, ergab die Übersetzung, die auf dem Ton a' = 440 beginnt, bereits auf der Quinte e' ein 'Loch' bis zur nächsten Oktave a'' = 880. Aus musikalischen Gründen spiegelte ich daher die Stimmung von a'' = 880 abwärts. Die gesamte Oktave von a' = 440 bis a'' = 880:
440 Hertz
442 Hertz
446 Hertz
454 Hertz
466 Hertz
484 Hertz
505 Hertz
537 Hertz
580 Hertz
593 Hertz
653 Hertz
667 Hertz
722 Hertz
766 Hertz
799 Hertz
831 Hertz
852 Hertz
867 Hertz
876 Hertz
In späteren Werken taucht die gamma-Stimmung immer wieder auf; jedoch nicht mehr aufgrund der ursprünglichen Intention, sondern schlicht, weil sie – besonders in Kombination mit der temperierten Stimmung – interessante kompositorische Möglichkeiten eröffnet.

Dauer: 12' 00"
Manuskript
Urtraute (2002)

Besetzung: für Bassklarinette, Bassflöte, Violine, Viola, Cello, Klavier und Lichtinstallation

Es ist das erste Werk, welches weitere Medien einschliesst, im vorliegenden Fall Licht. Die mediale Ausdehnung findet in der Projektreihe ihre Fortsetzung, die in den (scheinbar) in Opposition stehenden Erkenntnisformen Kunst (unbegriffliches) und Theorie (begriffliches) mündet.
Das Werk Urtraute ist kein Musikstück, sondern eine Installation. Es verlässt die Ebene der durch eine dramatische Entwicklung geformten Zeit. An deren Stelle tritt eine statische Zeit, oder auch, je nach Wahrnehmung und Einbildungskraft, Dehnung, Stillstand oder Umkehrung der Zeitrichtung.
Selbstverständlich ist dies utopisch.
Statik der Töne bedeutet aber nicht Stillstand, nur zeigt sich die Entwicklung nicht im Absoluten (der Töne), sondern ist fragil und entsteht – wenn überhaupt – frei und individuell je Zuschauer. Die Musik formt den Raum und das Licht, gleichzeitig formen der Raum und das Licht die Musik. Die Stille findet ihre Korrespondenz in der Dunkelheit; die Dunkelheit widerspiegelt die Musik. Das Entziehen vom Objekt lässt Raum entstehen für das Subjekt, und so gelangt man zu einer Situation, in der das an der Sehgrenze sichtbare Licht nicht die Stille, sondern imaginierte Musik widerspiegelt. Gleichzeitig können die diffusen, statischen Klangräume die Musik im Kopf widerspiegeln, so wie ein Schatten, der vor dem schattenwerfenden Objekt steht.
Selbstverständlich ist dies utopisch.

Dauer: 16' 00"
Manuskript
SEIN/NICHTS (2002-2003)
Konzert/Performance/Black-Box

Besetzung: für Sax, Vlc, Perc, Gamma-Synthesizer, Live-Electronics, Black-Box, Licht

SEIN/NICHTS befasst sich mit der Kunstsituation an sich und deren Auflösung in verschiedenen Ebenen. Ausgehend von der klassischen Konzertsituation - den Kunstobjekten 'Interpret' und 'Musikwerk' - wird das Objekt im Verlauf der Performance aufgelöst.
Die Raumsituation um das agierende Kunstobjekt 'Interpret' zerfällt, es selbst verschwindet auf visueller und musikalischer Ebene. Die normalerweise passiven Zuschauer werden zum aktiven Teil der Performance und geben damit den Weg frei zur weiteren Bewegung ins Nichts: dem kompletten Entgleiten des Raums bis zur Wahrnehmungsgrenze und der Auflösung des Begriffs 'Musikwerk'. Der 'Zuschauer' steht als Mittelpunkt im ansonsten kunstleeren Raum.

Manuskript
Onto-Off (2003)

Besetzung: für Violine

Dauer: 10' 00"
Manuskript
Eulen (2003)

Besetzung: für Klavier und Sopran

Text: Ernst Jandl

Dauer: 8' 00"
Manuskript
Für die Situation (2003)

Besetzung: für Alt-Sax, Violoncello und Schlagzeug

Komposition für das Projekt Sein – Nichts.

Manuskript
Für den Raum (2003)

Besetzung: für Bariton-Sax, Violoncello, Schlagzeug, Gamma-Synthesizer, Raum, Licht

Komposition für das Projekt Sein – Nichts.
Das Werk ist auch konzertant aufführbar.

Dauer: 14' 00"
Manuskript
Für Nichts (2003)

Besetzung: 
für Bariton-Sax/Tubax, Violoncello, Percussion, Gamma-Synthesizer, live-electroniks, black-box, Licht

Komposition für das Projekt SEIN/NICHTS.
Das Werk ist auch konzertant aufführbar.

Dauer: 16' 00"
Manuskript
(.....) (2004)

Besetzung: für Klavier

Dauer: 12' 00"
Manuskript
Just do it (2005)

Besetzung: für Percussion

Aus der Werkbeschreibung:
Vorwärts Marsch! (1)
Innovationen sind per se positiv, auch wenn daraus Unsinn und Überflüssiges resultiert. (2)
Aber nicht nur die Wissenschaftler beginnen sich mit der Situation der Beliebigkeit zu erfreuen. (3)
Begründungsbedürftig ist nicht das Neue, sondern das Alte, nicht die Veränderung, sondern die Wiederholung. (4)
Präzision dient als Sinnersatz. (5)
Der Pluralismus ist nicht von der Marktwirtschaft zu trennen, deren Gesetze gegenwärtig alle sozialen Bereiche erfassen und die Autonomie der Kultur radikal in Frage stellen. (6)
Nichts ist unmöglich (Toyota)
Zitate 1-5: P. Gross, Soziologe, Die Multioptionsgesellschaft (1994)
6: P.V. Zima, Soziologe, Moderne/Postmoderne (2001)

Dauer: 10' 00"
Manuskript
Der schalltote Raum (2006)

Besetzung: für Streichorchester und 7 Holzbläser

Wie lässt sich das postmoderne Problem des anything goes kompositorisch thematisieren? Das Werk Der schalltote Raum negiert dasjenige kompositorische Element, welches bis zur Postmoderne Zeichen kompositorischen Fortschritts war: das Tonhöhensystem. Ein differenziertes Tonhöhensystem wird bewusst vermieden; entweder erklingt nur ein Ton (und Oktavierungen) oder alle 12 der temperierten Stimmung gleichzeitig.
Während dem Stück schweigt zwei mal das Orchester; stattdessen dringt von aussen, weit weg, die Musik Mozarts in den Konzertraum ein – dasselbe Werk, welches nach dem schalltoten Raum vollständig vom Orchester aufgeführt wird. Eine differenzierte Tonauswahl gelingt im schalltoten Raum also nur als Vergangenes (und Fremdes) in Form der funktionalen Tonalität.
Der schalltote Raum ist das erste Werk in der thematischen Reihe, die soziale Indifferenz im Blick hat. Die Fortsetzung dieser Reihe bildet das Projekt Limina.

Dauer: 12' 00"
Manuskript
Konzert-Installation Limina (2006)
Konzert-Installation/Lichtinstallation/Black-Box

Besetzung: für Fl, Kl, Vl, Vlc, Pos, Gamma-Synthesizer, Perc, Black-Box und 3 weitere Räume, Lichtinstallationen

Das Projekt Limina setzt sich künstlerisch-theoretisch mit 'Kunst und Gesellschaft heute' auseinander. Bereits im Werk 'Der schalltote Raum' für Streichorchester und 7 Bläser suche ich aufgrund von Sozialphilosophen analysierten Wertewandel der 2. Moderne einen musikalischen Weg, Problematiken des zeitgenössischen Komponierens und letztlich der zeitgenössischen Kunst, aisthetisch zu umreissen. Die Konzert-Installation setzt diesen Weg fort. Darin werden einige grundsätzliche Eigenschaften unserer Gesellschaft zu grundsätzlichen Eigenschaften der Konzert-Installation. Kein erklärendes Wort beleuchtet die Vorgehensweise und schafft Bezug vom künstlichen zum alltäglichen Raum. Das Ende der Konzert-Installation ist keins, da die Sinnsuche keinen Abschluss finden kann. Die subjektive Wahrnehmung oder Assoziation und die Erinnerung daran können, wenn vom Angebot Gebrauch gemacht werden will, später durch erweiternde Ebenen in den alltäglichen Kontext gesetzt werden. Mehr dazu kann hier nicht gesagt werden.
"Nicht die Reflexion, sondern das Vergessen; keine Versöhnung, sondern Wiederholung; keine Wahrheit, die am Ende der Tage aufleuchtet, sondern das Rinnen und die Ohnmacht einer Sprache, die schon immer begonnen hat." Michel Foucault

Manuskript
Responsorium Version 1, I-III (2007)

Besetzung: für Ensemble

Dauer: 15' 00"
Manuskript
Projekt Limina (2007)
Konzert-Installation/Tanzperformance/Symposium/Buchveröffentlichung

Besetzung: für Fl, Kl, Vl, Vlc, Pos, Gamma-Synthesizer, Perc, Black-Box und 3 weitere Räume, Lichtinstallationen

Das Projekt Limina beinhaltet je zwei voneinander getrennte ästhetische (die KONZERT-INSTALLATION LIMINA und ACT) und theoretische (das Symposium und das im Pfau-Verlag erschienene Buch) Auseinandersetzungen mit dem Thema Indifferenz. Es besteht jedoch kein strukturierter Sinnablauf der verschiedenen Bestandteile des Projektes die in einem einheitlichen Ergebnis münden. Vielmehr wohnen die Zuschauer über eine gewisse Dauer einem Ort bei, der das Thema Indifferenz heterogen ins Zentrum rückt. Sowohl das Projekt Limina als Gesamtkonzept als auch die Konzert-Installation Limina als ein Bestandteil des Projektes widerspiegeln und inszenieren Liminalität auf unterschiedlichste Art und Weise. Während der Projektzeit finden Vorträge und Diskussionen von verschiedenen Vertretern aus der Soziologie, Philosophie und der Kunst statt, zu denen parallel Aufführungen (KONZERT-INSTALLATION LIMINA und ACT) stattfinden. (Patrick Frank)

Manuskript
Responsorium I-X (2008)
Studie II zum Jetzt-Möglichen

Besetzung: für grosses Ensemble

Text: Fernando Pessoa, Jean Baudrillard, Ulrich Beck, Wolfgang Welsch, Peter Gross, Guy Debord

Das Responsorium war traditionell eine Form der religiösen Moralisierung der Gemeinde im musikalisch (unbegrifflichen) und textlich (begrifflichem) Medium. Komponiert man heute ein Responsorium muss berücksichtigt werden, dass die religiöse Instanz ihre moralisierende Kraft eingebüsst hat. Infolgedessen stellt sich die Frage, ob heute im Zuge der Pluralisierung und der damit einhergehenden radikalen Erhöhung der Freiheitsgrade – die eine beträchtliche Nivellierung der Moral zur Folge hat – Moral überhaupt noch gesellschaftlich toleriert wird. Hingegen ist offenkundig, dass keine Gesellschaft ohne Moral existieren kann; welches sind heute die moralisierenden Kräfte? Welche Rolle spielt die Kunst dabei?

Dauer: 15' 00"
Manuskript
Studie I zum Jetzt-Möglichen (2008)

Besetzung: für Bassklarinette, Violine, Violoncello, Kontrabass

Manuskript
Non Cogito, ergo sum (2009)

Besetzung: für Violoncello

i give one – and i get out two: thats fucking great!

Dauer: 5' 00"
Manuskript
Das Meisterwerk - The Masterpiece, Version I (2010)
Studie III zum Jetzt-Möglichen

Besetzung: für Klavier und Posaune

Vor Allem und zuerst die Werke!
Das heisst Übung, Übung, Übung!
Der dazugehörige "Glaube" wird sich schon einstellen,
– dessen seid versichert!
(Friedrich Nietzsche, Morgenröthe)
Then, I say, let us first and foremost have works!
And this means practice! Practice! Practice!
The necessary faith will come later - be certain of that!
(Friedrich Nietzsche, Dawn of Day)

Ist Das Meisterwerk / The Masterpiece ein Meisterwerk? Was ist eigentlich ein Meisterwerk? Üblicherweise geht man davon aus, dass ein Meisterwerk seiner Zeit voraus ist, gewisse kulturelle Entwicklungen vorhersieht und vorwegnimmt. Um dies zu erreichen, muss erst die Gegenwart beobachtet und reflektiert werden.

Die Kunst der Moderne ist grösstenteils autonom und an keinen direkten, spezifischen Zweck gebunden. Sie scheint daher äusserst geeignet zu sein, um gesellschaftliche Zustände in verdichteter Form zu beschreiben. Man darf davon ausgehen, dass die gesellschaftliche Funktion der Kunst in den Beschreibungen der Gegenwart und, wenngleich auch weniger häufig, den Vorhersagen zukünftiger gesellschaftlicher Zustände gefunden werden kann und konnte. So will es die Theorie - die Realität in der Musik sieht jedoch anders aus.

Gehen wir einmal davon aus, dass Neue Musik hauptsächlich "naive" Musik produziert. Naiv meint in diesem Zusammenhang, dass die Neue Musik, die in der Postmoderne erkämpften Freiheiten in naiver Weise benutzt, anstatt sie reflektiert einzubinden.
(Das grösste Problem, welches mit der Postmoderne einhergeht, ist ihr Umgang mit der Freiheit und dies nicht nur in der Kunst. Die naive Art und Weise, wie mit Freiheit umgegangen wird, könnte leicht zur Beschreibung vieler globaler Krisenherde herbeigezogen werden.)

Aber was würde geschehen, wenn unerwarteterweise ein "Meisterstück" komponiert würde? Würde es aus dem Nebel der naiven Neuen Musik herausragen und in seiner Einzigartigkeit erstrahlen? Dies wird kaum geschehen - die Gleichgültigkeit der "naiven" Musik vereinnahmt gleichermassen das (potenzielle) Anderssein eines "reflektierten" Kunstwerks. Im aktuellen Zustand der Neuen Musik gibt es nur geringe Aussichten, dass ein Meisterwerk geschaffen wird - es sei denn als ein "naives" Meisterwerk. Ein Meisterwerk, welches vorgibt ein Meisterwerk zu sein. Wobei es sich aber tatsächlich um ein Schein-Meisterwerk handelt.

Wenn man genauer hinsieht, was als Meisterwerk bezeichnet wird, wird klar welches die Unterscheidungskriterien unserer Kultur sind. Wenn ein Schein-Meisterwerk in den Status eines Meisterwerks erhoben würde, so würde der Schein (oder die Nachahmung) zu unserem neuen Hauptkriterium. Aber kann eine Nachahmung sprechen, oder kann dies nur ein Original?

Übrigens: der stete Wechsel des Begriffes zeigt bereits das Problem der Freiheit. In der Vergangenheit hiess die Neue Musik "neu", weil man etwas "Neues" erwarten konnte. Der Begriff "Neue Musik" umfasst gleichsam ein kompositorisches Programm. Während der Postmoderne wurde der Begriff "Neue Musik" kritisiert; man bevorzugte die Bezeichnungen "Zeitgenössische" oder "Gegenwarts-" Musik. Der Grund dafür lag darin, dass der logische Ablauf bezüglich der Materialien zu einem Stillstand gekommen war und demzufolge nichts "Neues" mehr erwartet werden konnte.
Die Unsicherheit in der Bezeichnung widerspiegelt die Unsicherheit, welche durch die postmoderne Freiheit hinterlassen wurde.

Manuskript
Die Ekstase (2010)

Besetzung: für Gesang, Klavier und Licht

Teil des Projektes 'Wir sind aussergewöhnlich'.
Auch konzertant und ohne Licht aufführbar.

Ausgehend von Baudrillards Begriff der ekstatischen Gesellschaft, welche im Buch 'Die fatalen Strategien' umrissen ist. Zentrale These der ekstatischen Gesellschaft ist die Beobachtung, dass jegliche Inhalte nur Scheininhalten sind. Dies lässt sich immer dort empirisch nachweisen, wo Gegensätze austauschbar sind. Echte Inhalte bieten Widerstand und sind 'heiss'; Scheininhalte sind austauschbar und 'cool'. Kompensiert wird die Scheinhaftigkeit durch 'Aufwertung' der Oberfläche. Je pompöser und spektakulärer die Oberfläche, desto eher lässt sich die Inhaltsleere kaschieren.
Immer dort, wo nichts mehr ist, entsteht eine Art Überfülle. (Baudrillard)
Kompositorisch versuchte ich, die Scheinhaftigkeit darzustellen. Ich wollte eine Scheinmusik schaffen: Scheinpolyphonie, Scheinexpressivität, Scheinkomplexität. Jedoch – wenn Baudrillards Beobachtung stimmt, dass jegliche Inhalte indifferent sind, so heisst dies für vorliegendes Werk: Ob die Musik Musik ist, oder nur Scheinmusik, lässt sich nicht feststellen.

Dauer: 5' 00"
Manuskript
the law of quality (2011)

Besetzung: für Klavier und Gesang/Performer (Musikwerk), Qualitätsstifter (Käufer des Kunstwerkes) und Presse

Der Kapitalismus und sein primäres Medium – das Geld – haben dann ihre maximale Wirksamkeit entfaltet, wenn der monetäre Wert zum moralischen Wert wird und beide ineinander verschmelzen.
Exemplarisch ist Googles Suchalgorithmus. Er präferiert Quantitäten: eine Webseite erscheint dann weit vorne im Suchresultat, wenn sie mit anderen Webseiten verlinkt ist, die ihrerseits gut verlinkt sind. Was also zählt ist die Verlinkung, aber nicht der Inhalt einer Verlinkung. Wikipedia klärt uns auf:
Die Linkpopularität ist ein Maßstab für die Anzahl und Qualität von Hyperlinks, die auf eine Webseite weisen. Je häufiger eine Seite verlinkt wird, desto höher ist die Linkpopularität dieser Seite.
Ganz unverfroren wird hier Quantität mit Qualität gleich gesetzt: die Rede ist von der Qualität von (Hyper)links, die aus der Häufigkeit ihrer Verlinkung gemessen wird.
Das Resultat dieser Logik führt dann dazu, dass immer mehr kommuniziert wird, dass nichts kommuniziert wird (Georg Seeslen in Blödmaschinen.) Oder, wie es Jean Baudrillard bereits in den 80ern treffend auf den Punkt bringt: Immer dort, wo nichts mehr ist, entsteht eine Art Überfülle (Die fatalen Strategien).

Manuskript
wir sind aussergewöhnlich (2013)
Diskurskonzert

Besetzung: für Tenor und Klavier

Die Postmoderne und ihr 'anything goes' sind vorbei. Was folgt? Im Projekt 'wir sind aussergewöhnlich' blicken wir unter die allgegenwärtigen Krisenschlagzeilen. In 3 Akten mit den Themen 'Quantifizierung', 'Populismus' und 'Subversion' inszenieren wir in musikalischer und theoretischer Sprache Gegenwartsdiagnose.
Aussergewöhnlichkeit ist gewöhnlich geworden. Das ist die Kehrseite des sozialen und weltanschaulichen Pluralismus, den wir zu Recht gern verteidigen: je mehr Menschen unterschiedlicher Kultur in einer Gesellschaft neben - und miteinander leben, desto mehr haben sich die Bürger in der Tugend der Toleranz zu üben. Pluralismus ist Ausdruck und Index der Liberalität einer Gesellschaft. Andererseits - wenn der Pluralismus zur Toleranz gegenüber der Indifferenz, und wenn damit die Indifferenz zur Gestalt der Toleranz gegenüber einer unbeschränkten sozialen Vielfalt wird, kann es zu einer fatalen Selbstzerstörung des gesellschaftlichen Pluralismus kommen: Der Pluralismus hebt sich auf und geht in Indifferenz über. Diese Entwicklung dürfte leicht durch erklärte Gegner des Pluralismus gefördert werden - sie sind die Profiteure der tragischen Wehrlosigkeit des Pluralismus. Sie haben alte Gesichter: nämlich solche der Intoleranz und der Feindschaft gegenüber den Anderen. Pluralismus ist eine Qualität, die Vielfalt pflegt und fördert, statt Vielheit verwaltet. Geht die Vielfalt verloren, wird die Welt nur noch in Grössen und Zahlen, nicht in unverwechselbaren Eigenschaften wahrgenommen: der Umschlag der Qualität in Quantität ist damit definitiv vollzogen.

Manuskript
Repertoire
Patrick N. Frank: RZ-gamma-III für Klavier, gamma-Synthesizer und live-electronics
Diskographie
Bibliographie
Frank, Patrick N.: Braucht Neue Musik vermittlung?, in: Dissonanz 93 (2006) [Internet]
Frank, Patrick N.: Der Steigerungsprozess in der Komposition, in: Sophist 1 (2008) [Internet]
Frank, Patrick N.: Widerstand: Kritik. Thesen und Forderungen, in: Dissonanz 105 (2009) [Internet]
Frank, Patrick N.: Kontroverse als Therapie. Replik zur Debatte um die Digitalisierung der Neuen Musik, in: Musiktexte 125 (2010) [Internet]
Nolte, Lisa D.: Abgerundete Diskurs-Show. Patrick N. Franks Projekt "Wir sind aussergewöhnlich, Version II" in der Gessnerallee Zürich (20. bis 23. März 2014), in: Dissonanz (Juni 2014) 126 (2014), S. 40-41 [Internet]
Möller, Torsten: Quantität ist Qualität. Das Projekt "the law of quality", in: Dissonanz 116 (2012) [Internet]
Kunkel, Michael: Gemeinde ohne Moral? Patrick N. Franks Arbeit am Indifferenten, in: Dissonanz 116 (2011) [Internet]
Wie kann ich Bewusstsein schaffen?, in: Neue Zürcher Zeitung (30. Juli 2007) (2007) [Internet]


Zuletzt aktualisiert: 2021-06-15 16:22:13